Logo
Home Mobil-Menü
Datenschutz

Frei nach William Shed „Ein Schiff, das im Hafen liegt, ist sicher. Aber dafür sind Schiffe nicht gebaut". Die Dauer der Hafenliegezeit, bis wieder dass Kommando „Leinen los" über Deck ertönt, ist sicherlich unterschiedlich. Der Törn geht weiter, vorausgesetzt man findet den Ausgang. Welcher Segler will schon zum Siedler werden? Will die immer wieder geplante Weiterfahrt hinausschieben? Gründe, warum Segelyachten in ihren Leinen verharren sind schnell zu finden. Weil der Wind zu stark, zu schwach oder schlichtweg aus der falschen Richtung durch die Wanten und Stage bläst, sind die meist gebrauchten Argumente von Hafen-Siedlern. Sich selber gerne als gestandene Seeleute, mit viel Erfahrung und jede Menge Seemeilen im Kielwasser gesehen, wechseln nicht wenige Skipper in das Lager der bodenständigen Siedler. Ihr Schiff und der Steg ist ihre Scholle. Kurze Ausflüge in die Umgebungen ist Siedler Tradition, da die Rückkehr in das Gewohnte spätestens mit dem letzten Büchsenlicht nicht in Gefahr ist.

Auch wir sind gerne und oft in unserem Heimathafen. Nicht zuletzt aus oben genannten Gründen. Trotzdem finden wir immer wieder den Ausgang und habe dies den Siedlern voraus. Oft begegnen wir auf unseren Reisen in den Balearen Segelyachten aus vielen Ländern und sehr oft Crews die wir schon lange kennen. Nicht selten laufen wir in einen Hafen oder eine Bucht ein und treffen auf Schiffe aus unserem Heimathafen Arenal. Bei solchem Zusammentreffen wird immer gerne über gute und schlechte Restaurants gesprochen. Geheimtipps machen dann die Runde. Jeder Skipper hat einen solchen Geheimtipp. Natürlich kann auch ich mit einem solchen aufwarten.

Wenn die „Gota Fria" die Balearen heimgesucht hat, die Temperaturen also erträglich werden und für einen Törn in den Norden, zum Beispiel nach Menorca, dass Wetter jedoch zu unbeständig ist, segeln wir gerne in die Pityusen, nach Ibiza und Formentera. Die Marina Botafoch, direkt am Talamanca- Strand gelegen, ist in Ibiza- Stadt unser bevorzugtes Ziel. Hier ist es sehr ruhig und mit der kleinen Personenfähre sind wir in ein paar Minuten in Eivissa, wie die Ibizenker ihre Stadt nennen. Unterhalb der auf einem Berg thronenden imposanten Zitadelle liegt die Altstadt, Dalt Vida. In Ober -und Unterstadt gegliedert besticht der obere Teil durch eine pittoreske Architektur, engen und verwickelten Gassen. Im unteren Teil präsentiert sich die Altstadt bis hin zum Meer als touristische Hochburg mit all seinen Facetten. Die Altstadt Ibiza‘s hat ohne Zweifel ein besonderes Flair.

Wer hier eines der vielen Straßenlokale aufsucht muss damit rechnen, einen kulinarischen Höhepunkt zu verpassen und obendrein eine hohe Rechnung bei gleichzeitig niedriger Qualität zu erhalten.

Jedoch unweit der Hafenzeile, am Rande der Altstadt, stößt der Ausschau haltende, auf eine Placa wie man sie in vielen spanischen Städten findet. Eine durch übermächtige Palmen, Ficuse und Mimosenbäume beschattete, lauschige Ruhezone, inmitten der pulsierenden Metropole. Hier finden alle ihren Platz. Fest installierte Sitzbänke dienen der Rast. Mütter treffen sich hier zum schwatzen, während ihre Kindern spielen. Abseits, ein wenig verborgen, finden sich Menschen, die auf der Straße leben. Gemütlich Zeitung lesende Pensionisten geben den Blick in die aktuelle Tagespresse frei. Geschäftsleute eilen diagonal über die Placa und nutzen sie als Abkürzung ihres Weges. Auf der einen Seite befinden sich vielleicht acht oder zehn Restaurants und Cafes. Sie heißen Hennrys Bar, Pura Vida, Cafe Madagascar, Bar Union oder Sunset Bar. Eins haben alle gemeinsam, sie sind immer gut besucht. Gegen Abend einen Platz, möglichst in der ersten Reihe, zu bekommen ist Glücksache. Hier regiert dass pure Leben, welches in Spanien eben eher auf der Strasse oder der Placa, als sonst wo zum Ausdruck kommt. Gegenüber den erwähnten Bars und Restaurants ist lediglich ein Geschäft mit Naturprodukten und ein Restaurant mit großer Außenterrasse angesiedelt. Genau hier, zwischen diesen beiden Objekten befindet sich mein Geheimtipp. Kein Mensch käme auf die Idee, dass hinter dem doppelflügigem Holztor, welches wie eine Garageneinfahrt aussieht, ein Restaurant etabliert ist, um 20:00 Uhr seine Pforte öffnen und unter Insidern einen guten Namen hat. Für den Beobachter,  mit geübtem Auge, geschieht nun vor und um diese "Toreinfahrt" seltsames. Gegen 19:30 Uhr öffnet sich das hölzerne Tor fast unbemerkt. Zum Vorschein kommt ein Fenster mit einer Eingangstüre. Keinerlei Außenbeleuchtung. Innen alles dunkel. Es ist 19:45 Uhr und immer noch käme niemand auf die Idee, dass hier gleich Speisen und Getränke serviert werden. In allen anderen Cafés, Bars und Restaurants in unmittelbarer Nähe herrscht schon seit Stunden Hochbetrieb. In meinem Geheimtipp ist noch Totenstille. Vor der Türe keine Warteschlange potenzieller Gäste. Aber derjenige, der diese absurde Situation kennt, sieht mehr. Pärchen, kleine Gruppen und einzelne Personen stehen in gebührendem Abstand herum oder flanieren, ohne sich nennenswert von dieser vermeintlichen Toreinfahrt zu entfernen. Sie stehen hinter Bäumen, sitzen auf Bänken oder schauen in abgedunkelte Schaufenster hinein. Es ist 19:55 Uhr und immer noch ist das Objekt im dunklen und ohne Leben.

Punkt 20:00 Uhr, es geht los. Nicht eine Minute vorher oder nachher erstrahlt der Name des Restaurants, von zwei Strahlern dezent ins Licht gesetzt, oberhalb der beiden Holz-Klappläden. Zeitgleich geht im Innenraum die Beleuchtung an, eilig umherlaufendes Personal ist nun deutlich zu erkennen. Das Öffnen des Türschlosses ist unüberhörbar zu vernehmen. Wie aus dem Nichts, mit festen, nicht zu eiligen Schritten, begeben sich nun die im vorhinein beschriebenen Personen zielstrebig und aus allen möglichen Richtungen kommend auf die Eingangstüre zu. Um 20:02 ist das Lokal voll. Kein Platz mehr zu bekommen. Ein Restaurant, für das sich scheinbar vor ein paar Minuten keiner interessiert hat, ist innerhalb kürzester Zeit ausgebucht. Ab jetzt bilden sich immer wieder Warteschlangen vor der Türe.

Warum ist dies so? Die Lage kann es nicht sein. Das Ambiente ist eher schlicht und eine mediterrane Stimmung kann kaum aufkommen, da die meisten Besucher Ibizas sowieso lieber unter freiem Himmel essen wollen. Hier ist der Grund also auch nicht zu finden. Die Speisekarte ist sehr übersichtlich, eher spartanisch. Aber nun kommt es. Das, was die Küche zu bieten hat, ist selten woanders besser zu bekommen. Die Lammschulter aus dem Ofen, mein Favorit, ist nur in Alaro/Mallorca, in ähnlich guter Qualität zu haben. Früher zumindest. Es ist das einzige Restaurant, welches ich kenne, ohne Kaffeemaschine. Man ist daran interessiert, dass möglichst oft der Tisch neu besetzt wird. Da würde es stören, wenn der Gast noch gemütlich beim Kaffe einen Plausch hält. Bezahlt wird an einer kleinen Theke am Eingang. Spätestens hier wundert sich der Gast über die Rechnungshöhe. Das Restaurant besticht nicht nur mit seiner kleinen aber feinen Karte, sondern zum Finale auch mit seinen äußerst niedrigen Preisen.

Zum Geheimtipp wird ein Restaurant durch beste Lage, freundlicher Bedienung, guter Qualität und nicht zuletzt gutem bis sehr gutem Preis- / Leistungsverhältnis. Wenn ich jedoch nun jedem kund tue, wie mein Geheimtipp heißt und wo es genau liegt, ist es kein Geheimtipp mehr. Ist doch klar, oder????

Guten Appetit, oder wie der Mallorciner in seiner Sprache sagen würde: "Bon Profit".

 

Wer mir jedoch eine Mail sendet zu  diesem Artikel bekommt natürlich die notwendigen Informationen. Versprochen!