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Sommertörn 2018 Teil 4

Zurück nach Mallorca

Wir verlassen Menorca und verholen uns für ein paar Tage, bei bestem Wetter, in den Hafen von Pollensa. Hier wohnen Freunde von uns, Hartwig und Achim mit Joey,  die wir besuchen wollen um gemeinsam den Geburtstag von Achim zu feiern. In der weiten Bucht befindet sich auch die Heimatbasis der gelben Löschflugzeuge, den so genannten Feuer-Vögeln. Auf einer Landspitze liegt die ehemalige Festung „la Fortalesa“. 

Bevor unser Bug entlang der Westküste in Richtung Süden zeigt, steuern wir einen der schönsten Ankerplätze Mallorcas, die Bucht neben der Isla de Formentor mit Blick auf das berühmte, gleichnamige Hotel Formentor an. Im Jahre 1929 eröffnet, steht dieses altehrwürdige Haus nach wie vor für Noblesse, Tradition und vor allen Dingen für gelebte Geschichte. Nicht nur Winston Churchill, Grace Kelly mit Fürst Rainier, Helmut Schmidt und Charlie Chaplin, um nur einige Prominenz aufzuzählen, haben hier Entspannung und Kraft gefunden. Diese exklusive Hotelanlage beherbergte auch schon EU-Gipfel und Nahostkonferenzen und befindet sich in einem riesigen Wald- gebiet, welches sich geradezu ins Meer ergießt. An dieser Stelle sucht man eine weitere, nennenswerte Bebauung vergebens. Hier wachsen die Palmen und Pinien bis an den Strand und sorgen für natürliche Schattenplätze. 

Wir durchsegeln die Bucht von Pollensa. Halber bis Amwind Kurs in Stärke fünf, Tendenz sechs. Nach dem runden des Cap sollte es bequemer werden. 

 

Majestätisch, ihrer Rolle offensichtlich bewusst, baut sich die nördliche Spitze Mallorcas vor uns auf. Cap Formentor, Treffpunkt der Winde nennen die Mallorquiner das Cap, an dem sich ach so viele Winde begegnen. Das Leuchtfeuer am Cap de Formentor ist über 20 Seemeilen sichtbar. 

Wir runden Mallorcas Spitze und lösen Reff II. aus dem Groß sowie aus der Fock. Mit nur einem Reff in den Segeln machen wir gute Fahrt. Der Autopilot ist ausgeschaltet. Die hier vorherrschende Kreuzsee verlangt das Steuern der Yacht von Hand. Es macht Spaß, die doch jetzt hohen Wellen auszufahren. Eine Berg-und Talfahrt beginnt. Bei den von Achtern durchlaufenden Wellen kommt die Thalatta ins surfen. Es läuft hervorragend. Die aus unserem Rücken anrauschende See wirkt in einem Mittelschiff-Cockpit, wie bei unserer Sunbeam39, längst nicht so bedrohlich.

Der nördlichste Punkt Mallorca’s wird kleiner, Etwa 20 Seemeilen in südwestliche Richtung befindet sich die Mündung des größten Flusses Mallorcas, des „Torrent de Pareis“, der sich zum Meer in die „Cala de sa Calobra“ öffnet. Das Flussbett führt jedoch meist nur im Winter Wasser. Auf unserem Weg dorthin, vorbei an mächtigen Felsformationen, zieht unser Schiff recht flott durch die See. Wolkenloser Himmel, Wind mittlerweile nur noch um die 3 Beaufort, beständig aus dem nordwestlichen Quadranten, lässt uns unter gut gefüllten Segeln diese beeindruckende Naturbucht erreichen. Unser Anker fällt auf 8 Meter Sandgrund.

Cala de sa Calobra

Uns bietet sich eine faszinierende Perspektive, die sich auch nur aus dieser Position ergeben kann. Ein Spektakel aus Felsgestein und Brandung. Die von hohen Gebirgsmassiven umschlossene Meeresbucht verjüngt sich zu beiden Seiten in südwestliche Richtung. Nur noch ein kleiner Spalt zwischen den beinahe zusammenstoßenden Gesteinsformationen lässt Platz für einen kleinen Kieselstrand. Die Bühne eines Felsentheaters, könnte man von Bord der Thalatta vermuten. Wie Fremdkörper wirken wir mit unserer Yacht in dieser Kulisse. Die Mächtigkeit dieses Ortes erzeugt Respekt vor der Natur. 

Besonders beeindruckt uns, dass jede Art von entstehenden Geräuschen einen akustischen Kathedralen Effekt hervorbringt. Die wild zerklüfteten und steil nach oben reichenden Felswände werfen diese Geräusche dann als Halleffekt zurück. Auf den Balearen gibt es wohl wenige Ankerplätze, die so zu berauschen vermögen. 

Diese einzigartige, wildromantische Schlucht beeindruckt uns immer wieder. Regenwasser von Jahrmillionen hat diesen beeindruckenden Canyon entstehen lassen. Auf unserem Weg durch den zurzeit trockenen Flusslauf imponieren uns die gewaltigen, über 200 Meter emporragenden Felsformationen mit ihren immer wieder überraschenden, bizarren Silhouetten. Wie winzig und klein wirken wir in diesem Naturspektakel. Viele kleine Höhleneingänge sind zu entdecken, für eine Erkundung leider zu weit oben im Felsmassiv. 

Die „Cala Sa Calobra“ lebt-und wie sie lebt. Ziegen balancieren, für unsere Augen abenteuerlich, auf Felsvorsprüngen. Kleine knorrige Bäume und Pflanzen klammern sich fest in Felsspalten und bilden so Lebensgemeinschaften in luftiger Höhe. Vogelgezwitscher aus allen Richtungen. Wir sehen einen Greifvogel erhaben durch die Schlucht gleiten und hören fernes Läuten der Schaf- oder Ziegenglocken. Tonnenschwere, mannshohe Steine, in ihrer Millionen Jahre alten Geschichte von den Wassermassen der Wintermonate glatt gewaschen, liegen umher, versperren den Weg und verlangen das Umlaufen. Was für ein grandioses Erlebnis. Der größte Teil der Touristen bleibt nur im vorderen Teil dieser Naturschlucht und verpasst so das Einmalige dieses Landstriches. Die Farben der bald untergehenden Sonne tauchen alles in ein leuchtend warmes Licht, was unsere Begeisterung für diesen außergewöhnlichen Ort noch deutlich verstärkt. 

Wir laufen nun in den südlichen Arm der Bucht. Einen schmalen, ins Felsmassiv geschlagenen, smaragdgrün ausgeleuchteten Fußgängertunnel, der kaum Gegenverkehr zulässt, müssen wir nun bewältigen. Zwei fenstergroße Durchbrüche geben den Blick in die Bucht und zu unserem Schiff frei. Auf einem befestigten und gesicherten Weg erreichen wir den Anleger der Ausflugsboote, die Urlauber aus Porto de Sóller in großer Anzahl herbeischaffen. Diese wiederum vereinigen sich an Land mit den Touristen, die sich von einer Reisebus-Armada, auf einer abenteuerlichen und halsbrecherischen 14 km langen Serpentinenstraße, bis in die Schlucht herab chauffieren lassen. Am Scheitelpunkt beider eintreffender Reisegruppen findet man diverse Ausflugslokale und Andenken Shops, die mit ihren Angeboten auf die gestressten Fahrgäste warten. Ein Kaffee, ein Bier, und wir flüchten vor diesem enormen Touristenauftrieb zurück aufs Schiff. 

Puerto de Soller

Am frühen Vormittag verlassen wir diese unglaublich schöne Naturbucht und setzen unsere Reise gen Süden, entlang des mächtige Tramuntana Gebirge welches um diese Uhrzeit seine Schatten weit hinaus aufs Meer wirft, fort. Die Natur, mit ihren meist senkrecht gen Himmel strebenden Felsformationen, wirkt monströs, fast einschüchternd, sicherlich aber achtungsgebietend. 

Der Wind schläft ein. Unter Maschine fahren wir nun gemächlich in den einzigen Hafen der Nordwestküste, nach Puerto de Sóller. 

Das Leuchtfeuer „Cap Gros“, im Einfahrtsbereich der Bucht von Soller, steht etwa 120 Meter über dem Meer und wurde 1859 in Betrieb genommen. Der mittlerweile sehr stark eingeschränkte Ankerbereich bietet bei nordwestlichen Winden nicht genügend Schutz. Zur Freude vieler Yachtis ist der große militärische Bereich, bis auf einen kleinen Rest, in zivile Hände übergeben worden. Drei Marina-Anlagen entstanden oder wurden deutlich erweitert. 

Eine kleine Wanderung steht heute auf dem Programm. Der Weg führt uns schon sehr früh um die gesamte Bucht bis zum Ende des Stadtstrandes, wo die Steigung der Strecke gnadenlos beginnt. Nachdem wir in einem luftabschnürenden Aufstieg das „Cap Gros“ erreicht haben, bietet sich uns ein atemberaubender Blick über die gesamte Bucht, sowie entlang des nach Norden ausgerichteten Tramuntana Gebirges. Wir können von diesem Panorama den Blick nicht lassen und genießen es lange. 

Am nächsten Morgen ist die nahe „Bar Marysol“ unser Ziel, gelegen im historischen Bahnhofsgebäude der über hundert Jahre alten Straßenbahn. Hier nehmen wir einen schnellen Morgenkaffee und der WLAN-Zugang ermöglicht es uns, die neuesten Mails zu bearbeiten. Früh lösen wir die Leinen und steuern vorbei an dem noch vorhandenen Militärstützpunkt hinaus auf das offene Meer. 

„Leinen los“ sind geflügelte Worte auch unter Landratten. Das Vertraute, die alltägliche Umgebung wandert achtern aus,